Dienstag, 3. März 2020

Astronomie ohne Teleskop – ein guter Einstieg in die Sternbeobachtung

Vielleicht geht es Ihnen schon eine Weile so, dass Sie sich für den Sternenhimmel interessieren. Sie schreckten bis jetzt aber immer davor zurück, etwas tiefer in das Hobby Astronomie einzusteigen, weil Sie glaubten, dass da ohne ein teueres Teleskop samt Zubehör nicht viel geht. Meiner Meinung nach geht da schon eine Menge! Bereits vor Erfindung des Teleskops erforschten Menschen über viele Jahrhunderte hinweg den Sternenhimmel. Sie beobachteten ihn und orientierten sich an ihm.

Auch wenn wir heutzutage wegen der Lichtverschmutzung etwas schwierigere Bedingungen haben als die Leute damals, gibt es doch vieles, was wir allein mit bloßem Auge entdecken können. Wer in die Hobby-Astronomie einsteigen möchte, tut gut daran, sich erst einmal ganz ohne Hilfsmittel mit dem Sternenhimmel vertraut zu machen. Denn das schafft die Grundlage dafür, sich später gegebenenfalls auch mit einem Fernglas oder Teleskop dort zurechtzufinden.

In diesem Artikel stelle ich Ihnen einige Himmelserscheinungen vor, die sich besonders gut für die Beobachtung mit bloßem Auge eignen.

Für erste astronomische Beobachtungen ist kein Fernglas oder Teleskop nötig

Sternbilder beobachten, um den Nachthimmel kennenzulernen

Für die meisten Menschen, die sich für den Nachthimmel interessieren, sind die Sternbilder der Einstieg in die Hobby-Astronomie. Den großen Wagen oder die Kassiopeia (das „Himmels-W“) kennt so ziemlich jeder. Anhand einer Sternkarte ist es nicht schwierig, sich nach und nach auch noch andere Sternbilder zu entdecken. Manche davon lassen sich leicht identifizieren, weil sie viele helle Sterne enthalten. Manche sind aber auch nur schwer auszumachen, weil sie sehr schwach leuchten oder aufgrund ihrer Nähe zum Horizont schwierig zu sehen sind.

Je nach Jahreszeit und Standpunkt auf der Erde zeigen sich am Himmel unterschiedliche Sternbilder. Man unterscheidet Sternbilder der Nord- und der Südhalbkugel. Für einen Beobachter in Mitteleuropa sind die Sterne der Nordhalbkugel relevant, die der Südhalbkugel bleiben unter dem Horizont und sind daher nicht beobachtbar.
Da sich die Erde um sich selbst dreht, bewegen sich während einer Nacht die Sterne genauso, wie es am Tag die Sonne macht. Sternbilder gehen im Osten auf und im Westen unter.


Zirkumpolare Sternbilder lassen sich das ganze Jahr über beobachten

Sternbilder, die nahe am Polarstern stehen, können von Europa aus während des ganzen Jahres beobachtet werden. Sie bewegen sich im Lauf der Monate kreisförmig gegen den Uhrzeigersinn um den Himmelspol. Zu den zirkumpolaren Sternbildern gehören:

  • Großer und Kleiner Bär bzw. Wagen
  • Drache
  • Kassiopeia
  • Kepheus
  • Andromeda (teilweise)
  • Bootes (Bärenhüter) teilweise
  • Herkules (teilweise)
  • Eidechse (teilweise)
  • Fuhrmann (teilweise)
  • Luchs (teilweise)
  • Giraffe (teilweise)
  • Perseus (teilweise)
  • Schwan (teilweise)

Jahreszeitliche Sternbilder

Einige Sternbilder kann man nur während einiger Monate am Nachthimmel sehen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Sternkonstellationen welcher Jahreszeit zugeordnet werden.

Frühling Sommer Herbst Winter
Löwe Leier Pegasus Stier
Jungfrau Schwan Andromeda Orion
Bootes Adler Kassiopeia Zwillinge
Krebs Herkules Kepheus Fuhrmann
Wasserschlange Schlangenträger Dreieck Krebs
Becher Schlange Fische Großer Hund
Schlange Skorpion Widder Kleiner Hund
Nördliche Krone Schütze Stier Giraffe
Herkules Steinbock Perseus Luchs
Waage Nördliche Krone Wassermann Einhorn
Jagdhunde Bootes Walfisch Sextant


Welche Sternbilder momentan gut zu beobachten sind, können Sie im Internet erfahren oder auf Sternkarten nachlesen. Es gibt auch Apps, die den aktuellen Sternenhimmel zeigen. Im Internet können Sie ebenfalls die freie Planetariums-Software „Stellarium“ herunterladen.


Rangliste der hellsten Sterne

Wenn am Abend die Dämmerung einsetzt, tauchen zuerst die hellsten Sterne auf. Sie helfen Ihnen, Sternbilder leichter zu finden und sich am Himmel zu orientieren.

Rang
Name
Sternbild
Helligkeit
Besonderheiten
1
Sirius
Großer Hund
- 1,5 mag
Hellster Stern am Nachthimmel
2
Canopus
Schiffskiel
- 0,6 mag
Nur am Südhimmel zu sehen
3
Arktur
Rinderhirte, Bootes
- 0,05 mag
Roter Riese mit orangeroter Farbe
4
Alpha Zentauri A
Zentaur
- 0,01
Nur am Südhimmel zu sehen
5
Wega
Leier
0,03 mag
Bläulich-weißer Hauptreihenstern
6
Capella
Fuhrmann
0,1 mag
Vierfachstern
7
Rigel
Orion
0,2 mag
Blauer Riese, Mehrfachstern
8
Prokyon
Kleiner Hund
0,4 mag
Doppelstern
9
Achernar
Eridanus
0,5 mag
Von Europa aus nicht zu sehen
10
Beteigeuze
Orion
0,3 – 0,6 mag
Veränderlicher, roter Überriese
11
Beta Zentauri
Zentaur
0,6 mag
Nur am Südhimmel zu sehen
12
Atair
Adler
0,8 mag
Weißer Zwerg
13
Acrux
Kreuz des Südens
0,8 mag
Nur am Südhimmel sichtbar
14
Aldebaran
Stier
0,9
Veränderlicher
15
Spica
Jungfrau
1,0 mag
Bedeckungsveränderlicher
16
Antares
Skorpion
1,1 mag
Roter Überriese
17
Pollux
Zwillinge
1,16 mag
Roter Riese
18
Fomalhaut
Südlicher Fisch
1,17 mag
Dreifachsystem
19
Becrux
Kreuz des Südens
1,25 mag
Nur am Südhimmel zu sehen
20
Deneb
Schwan
1,25 mag
Heißer Überriese
21
Alpha Zentauri B
Zentaur
1,35 mag
Nur am Südhimmel zu sehen
22
Regulus
Löwe
1,36 mag
Wird auch „Cor Leonis“ (Herz des Löwen) genannt
23
Adhara
Großer Hund
1,5 mag
Heller Riese
24
Castor
Zwillinge
1,59
Mehrfachsystem
25
Gacrux
Kreuz des Südens
1,59
Nur am Südhimmel zu sehen

Sternschnuppen beobachten

Sternschnuppen sind Bruchstücke kosmischer Trümmer, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Größere Stücke heißen Meteore, kleine nennt man Meteoriten. Sie entstehen, wenn sich ein Komet der Sonne nähert. Dann löst sich ein Teil ihres Eises auf und hinterlässt unterschiedlich große Trümmer im All. Diese Reste sammeln sich mit der Zeit auf der Bahn ihres Kometen oder bilden eigene Bahnen um Himmelskörper herum. Die Erde kreuzt bei ihrer Reise um die Sonne regelmäßig diese Gebiete. Daher gibt es jährlich wiederkehrende Meteoritenschauer, während der man besonders viele Sternschnuppen beobachten kann.


Tabelle jährlich wiederkehrender Meteoritenschauer

Die folgende Tabelle zeigt einige regelmäßig wiederkehrende Sternschnuppen-Schauer.

Sichtbarkeit
Bezeichnung
Sternbild
Ursprung
1. – 5. Januar
Quadrantiden
Bootes
Komet Machholz
16. – 25. April
Lyriden
Leier, Herkules
Komet Thatcher
19. April – 28. Mai
Mai-Aquariden
Wassermann
Komet Halley
12. Juli – 15. August
Juli-Aquariden
Wassermann
?
17. Juli – 24. August
Perseiden
Perseus
Komet Swift-Tuttle
16. – 27. Oktober
Orioniden
Orion
Komet Halley
14. - 21. November
Leoniden
Stier
Komet Tempel-Tuttle
7. – 17. Dezember
Geminiden
Zwillinge
Asteroid Phaethon


Mondbeobachtung ohne Teleskop oder Fernglas


Unser himmlischer Begleiter ist ein dankbares Objekt für Astronomie-Einsteiger. Es ist immer wieder interessant, ihn zu beobachten. Sei es nun mit Teleskop, einem Feldstecher, oder ganz „ohne“.

Auf seiner Oberfläche gibt es dunkle und helle Bereiche. Die dunklen sind die so genannten Mond-Mare. Dabei handelt es sich um Meteoritenkrater, in denen sich einst Lava ansammelte. Bereits mit bloßem Auge kann man versuchen, bei Vollmond zumindest die größeren davon anhand einer Mondkarte zu identifizieren und zu benennen.
Mondkarte mit Bezeichungen einiger Mare und Krater
Der Mond leuchtet nicht von sich aus. Wenn er nachts auf uns herunter strahlt, dann sehen wir eigentlich Sonnenlicht, das auf seine Oberfläche trifft und ihn erhellt. Im Laufe eines Mondzyklus‘ von etwa 28 Tagen umrundet unser Trabant einmal die Erdkugel. Dabei verändert sich für einen Betrachter auf der Erde der Teil des Mondes, der gerade erhellt wird. So entstehen die Mondphasen.


Manchmal ist der Mond am Tag sichtbar

Bei Neumond steht unser Trabant genau zwischen Erde und Sonne. Uns ist die schattige Seite des Mondes zugewandt. Bei Vollmond befindet der Mond sich genau gegenüber und wird vollständig vom Sonnenlicht angestrahlt.
Diese unterschiedlichen Positionierungen zur Sonne sind der Grund dafür, dass der Mond, abhängig von seinem Zyklus, manchmal auch tagsüber zu sehen ist. Wenn Sie Lust haben, beobachten Sie doch einmal über einen Monat hinweg, wann der Mond erscheint und in welcher Phase er sich dabei gerade befindet.
  • An Neumond gehen Sonne und Mond etwa zur selben Zeit auf und wieder unter. Mit jedem Tag, der vergeht, verschieben sich Mondauf- und -untergang um ungefähr 50 Minuten nach hinten
  • Im ersten Viertel geht der Mond mittags auf und um Mitternacht herum unter.
  • Bei Vollmond erhebt er sich während der Abenddämmerung ans Firmament und bleibt dort bis zur Morgendämmerung sichtbar.
  • Im letzten Viertel steigt er gegen Mitternacht in den Himmel und verlässt ihn mittags wieder.

Weitere Himmelserscheinungen, die ganz ohne Hilfsmittel beobachtet werden könnnen


Während und kurz nach der Dämmerung gibt es hin und wieder interessante Licht- oder Schattenerscheinungen, nach denen Sie Ausschau halten können. Dazu gehören der Erdschatten, das Zodiakallicht und Nachtleuchtende Wolken.

Der Erdschatten

An klaren Tagen erscheint etwa 20 Minuten, nachdem die Sonne untergegangen ist, am östlichen Horizont ein bläulicher, dunkler Bogen mit violettem Rand, der fast parallel zur Horizontlinie liegt. Das ist der Schatten, den unsere Erdkugel ins Universum wirft. Er steigt langsam ein paar Zentimeter über die Horizontlinie hoch und löst sich dann auf. Am Morgen findet dieses Schauspiel kurz vor Sonnenaufgang im Westen statt. Dann versinkt der Bogen allmählich.

Der Erdschatten ist leicht mit Dunstwolken zu verwechseln. Sie erkennen ihn daran, dass er etwas gebogen ist, der Dunst verläuft parallel zum Horizont.


Zodiakallicht

Im Frühling und Herbst taucht im Verlauf der Dämmerung am dunklen Horizont eine kegelartige Lichterscheinung auf, die nahezu senkrecht in den Himmel strebt. Dieses Zodiakallicht ist nach dem Tierkreis (Zodiak) benannt. Denn es erscheint nur im Bereich der Ekliptik, also der Bahn, auf der sich die Sternbilder des Tierkreises, der Mond und die Planeten bewegen.

Ursache für dieses Leuchten sind Staubpartikel, die sich auf derselben scheibenförmigen Bahn um unsere Sonne herum bewegen, wie die Erde und die anderen Planeten auch. Trifft Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel auf diese Teilchen, kann man sie als schwaches Leuchten erkennen.

In unseren Breiten ist das Zodiakallicht nur im Frühling und Herbst zu sehen, da nur dann der Winkel der Ekliptikbahn steil genug dafür steht. Es erscheint im Frühling kurz nach Sonnenuntergang und im Herbst vor Sonnenaufgang für etwa zwei Stunden. Um das Zodiakallicht gut erkennen zu können, ist allerdings ein möglichst klarer Himmel abseits der Lichtverschmutzung einer Stadt nötig.


Nachtleuchtende Wolken

Während der ersten drei Stunden nach Sonnenuntergang sind am Nordhimmel manchmal schwach leuchtende Wolken sichtbar. Diese entstehen, wenn sich Dämmerungslicht dadurch, dass sich Dämmerungslicht in winzigen vereisten Staubpartikeln widerspiegelt, die sich hoch oben in der Atmosphäre befinden. Dieses Phänomen ist selten zu beobachten, im Mitteleuropa am ehesten in den Monaten Juni und Juli.

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