Vielleicht geht es Ihnen schon eine
Weile so, dass Sie sich für den Sternenhimmel interessieren. Sie
schreckten bis jetzt aber immer davor zurück, etwas tiefer in das
Hobby Astronomie einzusteigen, weil Sie glaubten, dass da ohne ein
teueres Teleskop samt Zubehör nicht viel geht. Meiner Meinung nach
geht da schon eine Menge! Bereits vor Erfindung des Teleskops
erforschten Menschen über viele Jahrhunderte hinweg den
Sternenhimmel. Sie beobachteten ihn und orientierten sich an ihm.
Auch wenn wir heutzutage wegen der
Lichtverschmutzung etwas schwierigere Bedingungen haben als die Leute
damals, gibt es doch vieles, was wir allein mit bloßem Auge
entdecken können. Wer in die Hobby-Astronomie einsteigen möchte,
tut gut daran, sich erst einmal ganz ohne Hilfsmittel mit dem
Sternenhimmel vertraut zu machen. Denn das schafft die Grundlage
dafür, sich später gegebenenfalls auch mit einem Fernglas oder
Teleskop dort zurechtzufinden.
In diesem Artikel stelle ich Ihnen
einige Himmelserscheinungen vor, die sich besonders gut für die
Beobachtung mit bloßem Auge eignen.
Für erste astronomische Beobachtungen ist kein Fernglas oder Teleskop nötig |
Sternbilder beobachten, um den Nachthimmel kennenzulernen
Für die meisten Menschen, die sich für
den Nachthimmel interessieren, sind die Sternbilder der Einstieg in
die Hobby-Astronomie. Den großen Wagen oder die Kassiopeia (das
„Himmels-W“) kennt so ziemlich jeder. Anhand einer Sternkarte ist
es nicht schwierig, sich nach und nach auch noch andere Sternbilder
zu entdecken. Manche davon lassen sich leicht identifizieren, weil
sie viele helle Sterne enthalten. Manche sind aber auch nur schwer
auszumachen, weil sie sehr schwach leuchten oder aufgrund ihrer Nähe
zum Horizont schwierig zu sehen sind.
Je nach Jahreszeit und Standpunkt auf
der Erde zeigen sich am Himmel unterschiedliche Sternbilder. Man
unterscheidet Sternbilder der Nord- und der Südhalbkugel. Für einen
Beobachter in Mitteleuropa sind die Sterne der Nordhalbkugel
relevant, die der Südhalbkugel bleiben unter dem Horizont und sind
daher nicht beobachtbar.
Da sich die Erde um sich selbst dreht,
bewegen sich während einer Nacht die Sterne genauso, wie es am Tag
die Sonne macht. Sternbilder gehen im Osten auf und im Westen unter.
Zirkumpolare Sternbilder lassen sich das ganze Jahr über beobachten
Sternbilder, die nahe am Polarstern
stehen, können von Europa aus während des ganzen Jahres beobachtet
werden. Sie bewegen sich im Lauf der Monate kreisförmig gegen den
Uhrzeigersinn um den Himmelspol. Zu den zirkumpolaren Sternbildern
gehören:
- Großer und Kleiner Bär bzw. Wagen
- Drache
- Kassiopeia
- Kepheus
- Andromeda (teilweise)
- Bootes (Bärenhüter) teilweise
- Herkules (teilweise)
- Eidechse (teilweise)
- Fuhrmann (teilweise)
- Luchs (teilweise)
- Giraffe (teilweise)
- Perseus (teilweise)
- Schwan (teilweise)
Jahreszeitliche Sternbilder
Einige Sternbilder kann man nur während
einiger Monate am Nachthimmel sehen. Die folgende Tabelle zeigt,
welche Sternkonstellationen welcher Jahreszeit zugeordnet werden.
Frühling | Sommer | Herbst | Winter |
Löwe | Leier | Pegasus | Stier |
Jungfrau | Schwan | Andromeda | Orion |
Bootes | Adler | Kassiopeia | Zwillinge |
Krebs | Herkules | Kepheus | Fuhrmann |
Wasserschlange | Schlangenträger | Dreieck | Krebs |
Becher | Schlange | Fische | Großer Hund |
Schlange | Skorpion | Widder | Kleiner Hund |
Nördliche Krone | Schütze | Stier | Giraffe |
Herkules | Steinbock | Perseus | Luchs |
Waage | Nördliche Krone | Wassermann | Einhorn |
Jagdhunde | Bootes | Walfisch | Sextant |
Welche Sternbilder momentan gut zu
beobachten sind, können Sie im Internet erfahren oder auf
Sternkarten nachlesen. Es gibt auch Apps, die den aktuellen
Sternenhimmel zeigen. Im Internet können Sie ebenfalls die freie Planetariums-Software „Stellarium“ herunterladen.
Rangliste der hellsten Sterne
Wenn am Abend die Dämmerung einsetzt,
tauchen zuerst die hellsten Sterne auf. Sie helfen Ihnen, Sternbilder
leichter zu finden und sich am Himmel zu orientieren.
Rang
|
Name
|
Sternbild
|
Helligkeit
|
Besonderheiten
|
1
|
Sirius
|
Großer
Hund
|
-
1,5 mag
|
Hellster
Stern am Nachthimmel
|
2
|
Canopus
|
Schiffskiel
|
-
0,6 mag
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
3
|
Arktur
|
Rinderhirte,
Bootes
|
-
0,05 mag
|
Roter
Riese mit orangeroter Farbe
|
4
|
Alpha
Zentauri A
|
Zentaur
|
-
0,01
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
5
|
Wega
|
Leier
|
0,03
mag
|
Bläulich-weißer
Hauptreihenstern
|
6
|
Capella
|
Fuhrmann
|
0,1
mag
|
Vierfachstern
|
7
|
Rigel
|
Orion
|
0,2
mag
|
Blauer
Riese, Mehrfachstern
|
8
|
Prokyon
|
Kleiner
Hund
|
0,4
mag
|
Doppelstern
|
9
|
Achernar
|
Eridanus
|
0,5
mag
|
Von
Europa aus nicht zu sehen
|
10
|
Beteigeuze
|
Orion
|
0,3
– 0,6 mag
|
Veränderlicher,
roter Überriese
|
11
|
Beta
Zentauri
|
Zentaur
|
0,6
mag
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
12
|
Atair
|
Adler
|
0,8
mag
|
Weißer
Zwerg
|
13
|
Acrux
|
Kreuz
des Südens
|
0,8
mag
|
Nur
am Südhimmel sichtbar
|
14
|
Aldebaran
|
Stier
|
0,9
|
Veränderlicher
|
15
|
Spica
|
Jungfrau
|
1,0
mag
|
Bedeckungsveränderlicher
|
16
|
Antares
|
Skorpion
|
1,1
mag
|
Roter
Überriese
|
17
|
Pollux
|
Zwillinge
|
1,16
mag
|
Roter
Riese
|
18
|
Fomalhaut
|
Südlicher
Fisch
|
1,17
mag
|
Dreifachsystem
|
19
|
Becrux
|
Kreuz
des Südens
|
1,25
mag
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
20
|
Deneb
|
Schwan
|
1,25
mag
|
Heißer
Überriese
|
21
|
Alpha
Zentauri B
|
Zentaur
|
1,35
mag
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
22
|
Regulus
|
Löwe
|
1,36
mag
|
Wird
auch „Cor Leonis“ (Herz des Löwen) genannt
|
23
|
Adhara
|
Großer
Hund
|
1,5
mag
|
Heller
Riese
|
24
|
Castor
|
Zwillinge
|
1,59
|
Mehrfachsystem
|
25
|
Gacrux
|
Kreuz
des Südens
|
1,59
|
Nur
am Südhimmel zu sehen
|
Sternschnuppen beobachten
Sternschnuppen sind Bruchstücke
kosmischer Trümmer, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre
verglühen. Größere Stücke heißen Meteore, kleine nennt man
Meteoriten. Sie entstehen, wenn sich ein Komet der Sonne nähert.
Dann löst sich ein Teil ihres Eises auf und hinterlässt
unterschiedlich große Trümmer im All. Diese Reste sammeln sich mit
der Zeit auf der Bahn ihres Kometen oder bilden eigene Bahnen um
Himmelskörper herum. Die Erde kreuzt bei ihrer Reise um die Sonne
regelmäßig diese Gebiete. Daher gibt es jährlich wiederkehrende
Meteoritenschauer, während der man besonders viele Sternschnuppen
beobachten kann.
Tabelle jährlich wiederkehrender Meteoritenschauer
Die folgende Tabelle zeigt einige
regelmäßig wiederkehrende Sternschnuppen-Schauer.
Sichtbarkeit
|
Bezeichnung
|
Sternbild
|
Ursprung
|
1.
– 5. Januar
|
Quadrantiden
|
Bootes
|
Komet
Machholz
|
16.
– 25. April
|
Lyriden
|
Leier,
Herkules
|
Komet
Thatcher
|
19.
April – 28. Mai
|
Mai-Aquariden
|
Wassermann
|
Komet
Halley
|
12.
Juli – 15. August
|
Juli-Aquariden
|
Wassermann
|
?
|
17.
Juli – 24. August
|
Perseiden
|
Perseus
|
Komet
Swift-Tuttle
|
16.
– 27. Oktober
|
Orioniden
|
Orion
|
Komet
Halley
|
14.
- 21. November
|
Leoniden
|
Stier
|
Komet
Tempel-Tuttle
|
7.
– 17. Dezember
|
Geminiden
|
Zwillinge
|
Asteroid
Phaethon
|
Mondbeobachtung ohne Teleskop oder Fernglas
Unser himmlischer Begleiter ist ein
dankbares Objekt für Astronomie-Einsteiger. Es ist immer wieder
interessant, ihn zu beobachten. Sei es nun mit Teleskop, einem
Feldstecher, oder ganz „ohne“.
Auf seiner Oberfläche gibt es dunkle
und helle Bereiche. Die dunklen sind die so genannten Mond-Mare.
Dabei handelt es sich um Meteoritenkrater, in denen sich einst Lava
ansammelte. Bereits mit bloßem Auge kann man versuchen, bei Vollmond
zumindest die größeren davon anhand einer Mondkarte zu
identifizieren und zu benennen.
Mondkarte mit Bezeichungen einiger Mare und Krater |
Linktipp: Die Internetseite "der Mond" bietet viele interessante Informationen über den Mond.
Die Mondphasen
Der Mond leuchtet nicht von sich aus.
Wenn er nachts auf uns herunter strahlt, dann sehen wir eigentlich
Sonnenlicht, das auf seine Oberfläche trifft und ihn erhellt. Im
Laufe eines Mondzyklus‘ von etwa 28 Tagen umrundet unser Trabant
einmal die Erdkugel. Dabei verändert sich für einen Betrachter auf
der Erde der Teil des Mondes, der gerade erhellt wird. So entstehen
die Mondphasen.
Manchmal ist der Mond am Tag sichtbar
Bei Neumond steht unser Trabant genau
zwischen Erde und Sonne. Uns ist die schattige Seite des Mondes
zugewandt. Bei Vollmond befindet der Mond sich genau gegenüber und
wird vollständig vom Sonnenlicht angestrahlt.
Diese unterschiedlichen
Positionierungen zur Sonne sind der Grund dafür, dass der Mond,
abhängig von seinem Zyklus, manchmal auch tagsüber zu sehen ist.
Wenn Sie Lust haben, beobachten Sie doch einmal über einen Monat
hinweg, wann der Mond erscheint und in welcher Phase er sich dabei
gerade befindet.
- An Neumond gehen Sonne und Mond etwa zur selben Zeit auf und wieder unter. Mit jedem Tag, der vergeht, verschieben sich Mondauf- und -untergang um ungefähr 50 Minuten nach hinten
- Im ersten Viertel geht der Mond mittags auf und um Mitternacht herum unter.
- Bei Vollmond erhebt er sich während der Abenddämmerung ans Firmament und bleibt dort bis zur Morgendämmerung sichtbar.
- Im letzten Viertel steigt er gegen Mitternacht in den Himmel und verlässt ihn mittags wieder.
Weitere Himmelserscheinungen, die ganz ohne Hilfsmittel beobachtet werden könnnen
Während und kurz nach der Dämmerung gibt es hin und wieder interessante Licht- oder Schattenerscheinungen, nach denen Sie Ausschau halten können. Dazu gehören der Erdschatten, das Zodiakallicht und Nachtleuchtende Wolken.
Der Erdschatten
An klaren Tagen erscheint etwa 20
Minuten, nachdem die Sonne untergegangen ist, am östlichen Horizont
ein bläulicher, dunkler Bogen mit violettem Rand, der fast parallel
zur Horizontlinie liegt. Das ist der Schatten, den unsere Erdkugel
ins Universum wirft. Er steigt langsam ein paar Zentimeter über die
Horizontlinie hoch und löst sich dann auf. Am Morgen findet dieses
Schauspiel kurz vor Sonnenaufgang im Westen statt. Dann versinkt der
Bogen allmählich.
Der Erdschatten ist leicht mit
Dunstwolken zu verwechseln. Sie erkennen ihn daran, dass er etwas
gebogen ist, der Dunst verläuft parallel zum Horizont.
Zodiakallicht
Im Frühling und Herbst taucht im
Verlauf der Dämmerung am dunklen Horizont eine kegelartige
Lichterscheinung auf, die nahezu senkrecht in den Himmel strebt.
Dieses Zodiakallicht ist nach dem Tierkreis (Zodiak) benannt. Denn es
erscheint nur im Bereich der Ekliptik, also der Bahn, auf der sich
die Sternbilder des Tierkreises, der Mond und die Planeten bewegen.
Ursache für dieses Leuchten sind
Staubpartikel, die sich auf derselben scheibenförmigen Bahn um
unsere Sonne herum bewegen, wie die Erde und die anderen Planeten
auch. Trifft Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel auf diese
Teilchen, kann man sie als schwaches Leuchten erkennen.
In unseren Breiten ist das
Zodiakallicht nur im Frühling und Herbst zu sehen, da nur dann der
Winkel der Ekliptikbahn steil genug dafür steht. Es erscheint im
Frühling kurz nach Sonnenuntergang und im Herbst vor Sonnenaufgang
für etwa zwei Stunden. Um das Zodiakallicht gut erkennen zu können,
ist allerdings ein möglichst klarer Himmel abseits der
Lichtverschmutzung einer Stadt nötig.
Nachtleuchtende Wolken
Während der ersten drei Stunden nach
Sonnenuntergang sind am Nordhimmel manchmal schwach leuchtende Wolken
sichtbar. Diese entstehen, wenn sich Dämmerungslicht dadurch, dass
sich Dämmerungslicht in winzigen vereisten Staubpartikeln
widerspiegelt, die sich hoch oben in der Atmosphäre befinden. Dieses
Phänomen ist selten zu beobachten, im Mitteleuropa am ehesten in den
Monaten Juni und Juli.
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