Wer schon eine Weile nur mit bloßem Auge den Nachthimmel erforscht hat, bekommt vielleicht Lust darauf,
dort etwas tiefer hineinblicken zu können. Ein Fernglas ist ein
gutes Instrument, um zum Beispiel den Mond, einige Sternhaufen,
veränderliche Sterne, Nebel und Galaxien genauer ins Visier zu
nehmen.
Welches Fernglas eignet sich für die Sternenbeobachtung?
Besitzen Sie schon ein Fernglas, dann
probieren Sie es einfach mit diesem aus.
Der Vorteil von Ferngläsern gegenüber
dem menschlichen Auge ist, dass sie mehr Licht sammeln können als
die Pupille. Bei besten Sichtverhältnissen in dunkler Umgebung und
mit optimal an die Dunkelheit angepassten Augen erkennen wir
Himmelsobjekte von einer Helligkeit 6 – 7 mag. Weit verbreitet sind
Ferngläser vom Typ 10 x 50. Damit werden schon Sterne der Klassen 9
– 10 mag sichtbar.
Die Bezeichnung 10 x 50 bedeutet, dass
das Gerät eine 10-fache Vergrößerung schafft und der
Objektivdurchmesser 50 mm beträgt. Der Durchmesser des Objektivs ist
dabei die wichtigere Zahl als der Vergrößerungsfaktor. Denn er ist
dafür verantwortlich, wie viel Licht das Fernglas überhaupt
einfangen kann.
Wie benutzt man ein Fernglas richtig?
- Brillenträger nehmen die Brille zum Hindurchsehen normalerweise ab. Denn das Gerät kann an die eigene Sehstärke angepasst werden. Wer eine Hornhautverkrümmung hat, lässt allerdings seine Brille besser auf, da die Linse des Feldstechers dies nicht ausgleicht. Es gibt Ferngläser, deren Okulare an die Benutzung mit Brille angepasst sind.
- Mit dem kleinen Rad in der Mitte stellen Sie die Schärfe für das linke Auge ein. Schließen Sie dazu das rechte Auge und drehen Sie das Rad so lange, bis Sie links ein klares Bild haben. Schließen Sie danach Ihr linkes Auge und stellen Sie mit dem Ring am rechten Okular das Bild für Ihr rechtes Auge ein.
- Vergessen Sie nicht, die Weite des Fernglases Ihrem Augenabstand anzupassen.
- Mit der Zeit werden sich Staubpartikel und ein dünner Fettfilm, der durch die Berührung mit den Wimpern entsteht, auf dem Okular ablagern. Diese Verschmutzungen sollten Sie immer wieder mit einem fusselfreien Tuch vorsichtig entfernen.
- Da beim Blick durch einen Feldstecher das Sichtfeld eingegrenzt ist, werden Sie bald bemerken, dass Sie einen Stern schnell wieder aus dem Blick verlieren, weil Sie vielleicht etwas gezittert haben oder Ihnen die Arme schwer werden. Deshalb wird es Ihnen die Beobachtung vereinfachen, wenn Sie das Fernglas auf einem Stativ befestigen können. Dadurch wird es auch einfacher, eine ausgewählte Stelle am Himmel genauer anzupeilen.
Den Mond im Fernglas beobachten
Auch wenn man vielleicht meinen könnte,
bei Vollmond sei unser Trabant am besten zu beobachten, ist das doch
die ungünstigste Zeit dafür. Denn das helle Licht des Vollmondes
ist kontrastarm und blendet sehr. Viel geeigneter sind die Phasen des
zunehmenden oder abnehmenden Mondes. Denn dann trifft das Sonnenlicht
schräg auf seine Oberfläche und Strukturen werfen dort dunkle
Schatten. Mit einem Feldstecher lassen sich dann außer den Maren
bereits einige der größeren Krater und Gebirgsketten erahnen. Am
besten gelingt das entlang der Terminatorlinie (Grenzlinie zwischen
dem beleuchteten und dem abgeschatteten Bereich), da dort der
Schattenwurf am deutlichsten hervortritt.
Mit Hilfe einer Mondkarte können Sie
versuchen, die Strukturen, die Sie erkennen, zu benennen. Interessant
ist es, im Verlauf mehrerer Nächte zu beobachten, wie sich die
Terminatorlinie immer weiter verschiebt und dadurch andere Gebiete
besser sichtbar werden, als in der Nacht zuvor.
Wer sich für die Beobachtung des
Mondes interessiert, kann sich auf der informativen Seite „der Mond“ noch genauer über unseren Trabanten belesen.
Mondkarte mit Bezeichnung einiger Mare und Krater |
Veränderliche Sterne beobachten
Veränderliche erscheinen mal heller,
mal schwächer am Himmel. Manche verändern ihre Helligkeit
regelmäßig, manche in unregelmäßigen Zyklen. Einige langsam über
Tage oder Jahre hinweg, einige innerhalb weniger Stunden. Bei manchen
kann man die Helligkeitsänderung kaum wahrnehmen. Andere schwanken
in ihrer Leuchtkraft um zehn oder mehr Helligkeitsklassen.
Um die Helligkeitsschwankungen eines
Veränderlichen beobachten zu können, ist es hilfreich, sich in
dessen Nachbarschaft einen Stern mit ähnlicher Leuchtkraft zu
suchen. Vergleicht man immer wieder die Helligkeit der beiden Sterne
miteinander, fallen die Schwankungen des Veränderlichen oft erst
auf.
Manche veränderliche Sterne über- und
unterschreiten im Lauf ihres Zyklus‘ die Wahrnehmungsschwelle für
das menschliche Auge. So gibt es Veränderliche, die für eine
begrenzte Zeitspanne am Himmel erscheinen und dann wieder
verschwinden.
Je nach Ursache ihrer
Helligkeitsänderungen teilt man veränderliche Sterne in Gruppen
ein:
Bedeckungsveränderliche
So nennt man Doppelsterne, die
zeitweise von ihrem Begleiter verdeckt und dadurch abgedunkelt
werden. Da sie nicht wie „echte“ Veränderliche ihre
Helligkeitsschwankungen aus sich selbst heraus erzeugen, heißen sie
auch „optische“ Veränderliche. Algol im Perseus ist ein
Bedeckungsveränderlicher, dessen Helligkeit zwischen 2,1 mag und 3,3
mag pendelt.
Rotationsveränderliche
Bei diesen Sternen entsteht die
Helligkeitsveränderung durch ihre Eigendrehung. Grund dafür können
unterschiedlich helle Bereiche ihrer Oberfläche sein, die sich
abwechselnd einem Beobachter zuwenden. Auch eine Deformierung durch
die Anziehungskräfte eines nahen Doppelsterns kann für die
Helligkeitsschwankungen verantwortlich sein.
Pulsationsveränderliche
Hat ein Stern am Ende seines Lebens das
Stadium des Roten Riesen erreicht, geht ihm langsam der Brennstoff
Helium aus. In immer wiederkehrenden Zyklen zieht er sich zusammen,
um dadurch die Kernfusion anzuregen, und bläht sich danach wieder
auf. Diese Größenänderungen, bei denen sich auch die Temperatur
des Sterns verändert, kann man in Form von Helligkeitsschwankungen
sehen. Mira im Sternbild Walfisch ist ein Beispiel dafür. Ihr Zyklus
beträgt etwa 332 Tage. Während dieser Zeitspanne wird sie von einem
für das bloße Auge unsichtbaren Stern der Klasse 9 zu einem gut
erkennbaren der Klasse 2.
Weitere Formen veränderlicher Sterne
Die Helligkeit von eruptiven Veränderlichen schwankt aufgrund von Ausbrüchen oder Ausflüssen aus ihrer Hülle. Bei kataklysmischen Veränderlichen entstehen Helligkeitsausbrüche durch nukleare Reaktionen im Innern oder auf der Oberfläche eines Sterns. Nova-Ausbrüche gehören zu dieser Form der Veränderlichen.
Tabelle einiger veränderlicher
Sterne, die sich gut für die Amateur-Astronomie eignen
Sternbild | Stern | Maximum | Minimum | Periode |
Adler | Eta | 3,6 mag | 4,4 mag | 7 Tage |
Andromeda | Lambda | 3,7 mag | 4,1 mag | 54 Tage |
Kassiopeia | Gamma | 1,6 mag | 3,0 mag | Unregelmäßig |
Kepheus | Delta | 3,7 mag | 4,6 | 4,5 Tage |
Orion | Alpha | 0,2 mag | 1,3 mag | Unregelmäßig |
Perseus | Beta (Algol) | 2,1 mag | 3,4 mag | 3 Tage |
Perseus | Rho | 3,3 mag | 4,0 mag | 50 Tage |
Schwan | Chi | 3,3 mag | 14,2 mag | 407 Tage |
Walfisch | Mira | 2 mag | 9 mag | 332 Tage |
Einige Doppel- und Mehrfachsterne sind für die Beobachtung mit dem Fernglas geeignet
Als Doppel- oder Mehrfachsterne
bezeichnet man Sterne, die aufgrund der Gravitation oder optisch
miteinander in einer engen Beziehung stehen. Dabei erscheinen Sie dem
bloßen Auge als ein Stern, der meist nur durch ein Fernglas oder
Teleskop in seine Einzelkomponenten aufgetrennt werden kann. Im
Universum gehört die Mehrzahl aller Sterne einem Doppel- oder
Mehrfachsystem an, da die Bedingungen bei der Sternentstehung solche
Systeme begünstigen.
Astronomen unterscheiden physische und
optische Mehrfachsterne. Physische sind durch ihre Schwerkraft
tatsächlich aneinandergebunden. Optische Mehrfachsterne können in
Wahrheit sehr weit auseinanderliegen und haben keine wirkliche
Verbindung zueinander. Sie erscheinen einem Betrachter nur
zusammengehörig, weil sie sehr nahe beisammen stehen.
Mehrfachsterne beobachten
Die meisten Mehrfachsysteme sind sehr
lichtschwach und daher nur mit größeren Teleskopen in ihre
Einzelkomponenten aufzutrennen. Häufig gelingt das auch mit den
besten optischen Geräten nicht und es müssen dafür andere
astronomische Techniken benutzt werden.
Trotzdem gibt es eine Vielzahl
Mehrfachsterne, die im Fernglas oder kleinen Teleskop einen
beeindruckenden Anblick bieten. Ob sich die einzelnen Komponenten
voneinander trennen lassen, hängt vom Abstand zwischen ihnen und
ihren Helligkeiten ab. Doppelsterne umkreisen einander in einer mehr
oder weniger ausgeprägt elliptischen Bahn. Das führt bei einigen
dazu, dass sich der Abstand zwischen den Komponenten über einen
Zeitraum mehrerer Jahre immer wieder verkleinert und vergrößert.
Dies ist zum Beispiel bei Sirius im Großen Hund der Fall. Sirius B
befindet sich für einen irdischen Beobachter etwa alle 50 Jahre in
seiner maximalen Entfernung zu Sirius A. Dies ist im Jahr 2025 das
nächste Mal wieder der Fall. Da Sirius B wesentlich lichtschwächer
ist als der dominante Sirius A, ist er im Amateurteleskop auch dann
nur schwer aufzuspüren.
Einige Sternhaufen, Nebel und Galaxien sind gut für die Beobachtung mit dem Fernglas geeignet
Sie zählen zu den „Deep Sky
Objekten“, also zu Himmelskörpern, die außerhalb unseres
Sonnensystems liegen und damit sehr weit entfernt sind. Es gibt
Sternhaufen, die man unter guten Bedingungen schon mit bloßem Auge
erkennen oder erahnen kann. Ein Blick durchs Fernglas liefert oft
jedoch ein wesentlich eindrucksvolleres Beobachtungserlebnis, vor
allem bei offenen Sternhaufen.
Als Sternhaufen bezeichnet man eine
Ansammlung von Sternen, die sich deutlich gegen die sternärmere
Umgebung abgrenzt. Die einzelnen Sterne eines Haufens sind meist
gemeinsam aus Staub und Gas entstanden. Man unterscheidet offene
Sternhaufen und Kugelsternhaufen.
Offene Sternhaufen sind eher lose
Ansammlungen von relativ jungen Sternen (bis zu einigen hundert
Millionen Jahren). Sie driften auseinander und lösen sich allmählich
auf.
Kugelsternhaufen haben eine rundliche,
eher kompakte Form. Grund dafür ist, dass die einzelnen Sterne durch
ihre Gravitationskräfte eng zusammengehalten werden. Viele
Kugelsternhaufen sind mit etwa 10 Milliarden Jahren nur etwa 3
Milliarden Jahre jünger als das Universum selbst.
In sehr dunklen Nächten sind einige
Sternhaufen schon mit bloßem Auge sichtbar. Um einzelne Sterne darin
auflösen zu können, ist ein Fernglas oder Teleskop nötig.
Bis
auf wenige Ausnahmen sind stellare Nebel und Galaxien ohne
Hilfsmittel so gut wie unsichtbar und mit einem Fernglas höchstens
als heller, milchiger Fleck zu erkennen. Auch kleine Teleskope zeigen
Nebel und Galaxien nur als unscheinbare, diffuse Aufhellungen am
Himmel.